Der Kunstraum Innsbruck zeigt die erste Einzelausstellung des deutschen Künstlers Olaf Metzel (*1952) in Österreich. Bekannt geworden ist Metzel durch seine Interventionen im öffentlichen Raum, die sich als direkte Reaktion auf das politische und soziale Zeitgeschehen seiner Gegenwart beziehen. Seine Arbeiten spiegeln die politische Situation Nachkriegsdeutschlands. Sein Frühwerk beschäftigte sich vor allem mit der jüngsten Vergangenheit Deutschlands, wie der Senatspolitik im noch geteilten Berlin, Stammheim und RAF oder dem Rassismus in Politik und Gesellschaft.
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Metzels künstlerische Praxis spiegelt seine gesamte Radikalität, die Zerstörung als ästhetisches Programm in seine bildhauerische Technik zu überführen. Das Konzept der Interaktion mit Raum, Zeit und Bewegung übersetzt der Künstler in seinen Skulpturen in einen direkten Dialog mit dem Betrachter, um die Kunst sprichwörtlich am Leben partizipieren zu lassen, sie aus dem Leben wachsen zu lassen. Hieraus versteht Metzel sein Kunstwollen als Geste von „unten“, eben nicht ausschließlich für eine elitäre Schicht Kunst zu machen. Mit seiner direkten Sprache, die er unvermittelt in den öffentlichen Raum kommuniziert, übertritt er bewusst Grenzen und provoziert Dialog und Protest.
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Mit seiner Ausstellung „Sozialtapete“ greift Metzel eine spezifische Arbeitstechnik aus den frühen 80er und 90er Jahren auf, indem er direkt in die Wand arbeitet, um im Sinne eines Graffitos eine Botschaft zu platzieren. Die zentrale Wandarbeit im Kunstraum Innsbruck bezieht sich auf eine Arbeit aus dem Jahr 1982, die Bezug nahm auf eine rassistische Äußerung des damaligen Innensenators der Stadt Berlin, des Nationalkonservativen Heinrich Lummer, gegen die türkischen Gastarbeiter. Daraufhin mietete Metzel eine Ein-Zimmer-Wohnung, die zuvor türkische Mitbewohner wegen eines Hauseigentümerwechsels überstürzt verlassen mussten. Er veränderte die Wohnung mit einem Wandrelief, das ein Hakenkreuz zeigte, um einerseits auf den damaligen unreflektierten ausländerfeindlichen Jargon des Politikers und auf das unreflektierte Verwenden des Hakenkreuzes als banales Alltagsornament in Toiletten, Unterführungen und anderen Nicht-Orten öffentlichen Lebens hinzuweisen. Im Kunstraum Innsbruck greift er diese Arbeit auf und überführt sie in die Gegenwart.
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Das großformatige Transparent, mit der Titel gebenden Aufschrift: „In einer öffentlichen Halle ist nie ein Mensch zum Fegen da“, bezieht sich auf ein chinesisches Sprichwort, das Ernst Jünger zitiert und Freiwilligkeit von Arbeit in einem größeren Zusammenhang in Frage stellt. Im Privaten ist man bemüht, alles ordentlich zu halten, aber im öffentlichen Raum kümmert man sich kaum.
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Die beiden weiteren Skulpturen „Frauen putzen besser“ (2002) und „Milieufragen“ (2007) greifen auf provokative Art und Weise die Geschlechter-Klischees unserer Gesellschaft auf. So zitiert die erste Skulptur eine Überschrift eines FAZ-Artikels, der wissenschaftliche Daten zum Putzverhalten von Frauen zusammenfasst. Auch das Urinal ist nicht nur als Referenz zu Duchamp zu verstehen, sondern als kollektiver Treffpunkt von Männern im öffentlichen Raum. Die ausgestellten Skulpturen reflektieren die Facetten von Metzels künstlerischer Praxis und ergeben im Gesamten der Ausstellung einen sehr gelungenen Überblick über das Schaffen des Künstlers, ohne ansatzweise der Ausstellung retrospektiven Charakter anzumuten oder diesen einlösen zu wollen.
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Im Rahmen der Ausstellung erscheint ein umfangreicher Werkkatalog, der erstmalig die Texte von Olaf Metzel zusammenfasst. Mit dem Titel „Vom Kühlschrank zum Fernseher“ erscheint dieses Buch im Snoeck Verlag und wird am Freitag, den 13. März, um 19 Uhr, im Kunstraum Innsbruck in Anwesenheit des Künstlers präsentiert.
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Seit 1990 hat Olaf Metzel eine Professur an der Kunstakademie in München, dessen Direktor er von 1995 bis 1999 war. Seine Werke finden sich in internationalen Sammlungen und wurden ebenso auf der Documenta 8 (1987) und im Rahmen des Skulpturen Projekts in Münster (1987 und 1997) einem internationalen Publikum vorgestellt.