30 Jahre Kunststiftung Poll. Eine Ausstellungsreihe in vier Teilen / Teil II

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Ursula Arnold, Göran Gnaudschun, Ursula Kelm, Karl-Ludwig Lange, Thomas Leuner, Gerd Ludwig, Gabriele Mucchi, Gabriele und Helmut Nothhelfer, Michael Ruetz, Michael Schmidt, Esther Shalev-Gerz, Richard Thieler, Gerhard Ullmann, Erhard Wehrmann

 

Im zweiten Abschnitt der vierteiligen Ausstellungsreihe, die anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Kunststiftung Poll vom 10. September 2016 bis 28. Januar 2017 Einblicke in die Sammlung gewährt, werden die Fotobestände der Stiftung gezeigt. Zu deren Kernstück gehört seit 2004 der Nachlass des documenta-Fotografen Erhard Wehrmann, der auch viele in der Sammlung vertretene Künstler porträtiert hat.

Obwohl Wehrmanns Hauptinteresse zunächst Skulpturen galt, brachte er schon bald die Produzenten der Kunstwerke ins fotografische Bild, versuchte die bestehende Kluft zwischen Kunst und Künstler zu überwinden. Der Kulturwissenschaftler Harald Kimpel bezeichnete das Resultat in seinem Katalogtext 2005 als »Doppelporträt«. Die gleichberechtigte Verbindung sollte zum Markenzeichen des Fotografen werden: Von 1959 an begleitete er über drei Jahrzehnte hinweg zahlreiche Künstler bei der Entstehung und Präsentation ihrer Werke auf den documenta-Ausstellungen in Kassel sowie den Biennalen in Venedig.

Neben den Fotoporträts von Erhard Wehrmann zählen Werke von Ursula Arnold, Göran Gnaudschun, Ursula Kelm, Karl-Ludwig Lange, Thomas Leuner, Gerd Ludwig, Gabriele Mucchi, Gabriele und Helmut Nothhelfer, Michael Ruetz, Michael Schmidt, Esther Shalev-Gerz, Richard Thieler und Gerhard Ullmann zu der Sammlung der Kunststiftung Poll. Auffällig ist, bis auf wenige Ausnahmen, die Ausrichtung auf die Topographie der Stadt Berlin und die dort lebenden Menschen.

So zeigen die stillen, eher beiläufigen Situationsbilder von Ursula Arnold die ostdeutsche Realität, dienen als Schlüssel der Erinnerung an eine längst vergangene „Belle Tristesse“, wie es der Titel eines Ausstellungskatalogs der Fotografin so schön formuliert. Michael Schmidts Arbeiten dokumentieren hingegen das Grau des Alltags jenseits der Mauer. Und Karl-Ludwig Lange fing mit der Kamera Bilder des Übergangs ein, in denen der Mensch zwischen unzähligen Baustellen kaum noch sichtbar ist. Woanders wird stärker auf das menschliche Antlitz fokussiert. Exemplarisch genannt seien die Sonn- und Feiertagsaufnahmen der Nothhelfers, die großformatigen Farbporträts der Potsdamer Hausbesetzer-Szene Göran Gnaudschuns oder die „Berliner Gesichter“ Ursula Kelms, die sie in den Jahren 1987 bis 2007 festhielt, um sie nicht dem Vergessen anheimfallen zu lassen.

In Bezug auf die Sichtbarmachung von Erinnerung und Zeit ebenfalls lesbar ist die Doppeluhr mit einander entgegengesetzt laufenden Zeigern der Fotografin und Videokünstlerin Esther Shalev-Gerz. Das Objekt ist Teil der umfangreichen Installation „Das imaginäre Haus Walter Benjamins“, die  2001 in der Galerie der Kunststiftung ausgestellt wurde.

Zu den Ausstellungen ist eine begleitende Publikation mit einem umfangreichen Abbildungsteil, Gesprächen mit Eva und Lothar C. Poll über die Kunststiftung Poll sowie zwischen Ralf Kerbach und Eckhart J. Gillen über die Berliner Kunstszenen der 1980er Jahre und einem Text von Jan Schüler u. a. erschienen. Der Anhang enthält eine Übersicht sämtlicher Ausstellungen und Veröffentlichungen der Kunststiftung. (POLLeditionen, ISBN 978-3-931759-39-1, Preis 25 Euro)

Kunststiftung Poll
Gipsstraße 3
10119 Berlin
Germany
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http://www.poll-berlin.de

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30 Jahre Kunststiftung Poll. Eine Ausstellungsreihe in vier Teilen / Teil II Kunststiftung Poll Main address: Kunststiftung Poll Gipsstraße 3 10119 Berlin, Germany Kunststiftung Poll Gipsstraße 3 10119 Berlin, Germany
Ursula Arnold, Göran Gnaudschun, Ursula Kelm, Karl-Ludwig Lange, Thomas Leuner, Gerd Ludwig, Gabriele Mucchi, Gabriele und Helmut Nothhelfer, Michael Ruetz, Michael Schmidt, Esther Shalev-Gerz, Richard Thieler, Gerhard Ullmann, Erhard Wehrmann

 

Im zweiten Abschnitt der vierteiligen Ausstellungsreihe, die anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Kunststiftung Poll vom 10. September 2016 bis 28. Januar 2017 Einblicke in die Sammlung gewährt, werden die Fotobestände der Stiftung gezeigt. Zu deren Kernstück gehört seit 2004 der Nachlass des documenta-Fotografen Erhard Wehrmann, der auch viele in der Sammlung vertretene Künstler porträtiert hat.

Obwohl Wehrmanns Hauptinteresse zunächst Skulpturen galt, brachte er schon bald die Produzenten der Kunstwerke ins fotografische Bild, versuchte die bestehende Kluft zwischen Kunst und Künstler zu überwinden. Der Kulturwissenschaftler Harald Kimpel bezeichnete das Resultat in seinem Katalogtext 2005 als »Doppelporträt«. Die gleichberechtigte Verbindung sollte zum Markenzeichen des Fotografen werden: Von 1959 an begleitete er über drei Jahrzehnte hinweg zahlreiche Künstler bei der Entstehung und Präsentation ihrer Werke auf den documenta-Ausstellungen in Kassel sowie den Biennalen in Venedig.

Neben den Fotoporträts von Erhard Wehrmann zählen Werke von Ursula Arnold, Göran Gnaudschun, Ursula Kelm, Karl-Ludwig Lange, Thomas Leuner, Gerd Ludwig, Gabriele Mucchi, Gabriele und Helmut Nothhelfer, Michael Ruetz, Michael Schmidt, Esther Shalev-Gerz, Richard Thieler und Gerhard Ullmann zu der Sammlung der Kunststiftung Poll. Auffällig ist, bis auf wenige Ausnahmen, die Ausrichtung auf die Topographie der Stadt Berlin und die dort lebenden Menschen.

So zeigen die stillen, eher beiläufigen Situationsbilder von Ursula Arnold die ostdeutsche Realität, dienen als Schlüssel der Erinnerung an eine längst vergangene „Belle Tristesse“, wie es der Titel eines Ausstellungskatalogs der Fotografin so schön formuliert. Michael Schmidts Arbeiten dokumentieren hingegen das Grau des Alltags jenseits der Mauer. Und Karl-Ludwig Lange fing mit der Kamera Bilder des Übergangs ein, in denen der Mensch zwischen unzähligen Baustellen kaum noch sichtbar ist. Woanders wird stärker auf das menschliche Antlitz fokussiert. Exemplarisch genannt seien die Sonn- und Feiertagsaufnahmen der Nothhelfers, die großformatigen Farbporträts der Potsdamer Hausbesetzer-Szene Göran Gnaudschuns oder die „Berliner Gesichter“ Ursula Kelms, die sie in den Jahren 1987 bis 2007 festhielt, um sie nicht dem Vergessen anheimfallen zu lassen.

In Bezug auf die Sichtbarmachung von Erinnerung und Zeit ebenfalls lesbar ist die Doppeluhr mit einander entgegengesetzt laufenden Zeigern der Fotografin und Videokünstlerin Esther Shalev-Gerz. Das Objekt ist Teil der umfangreichen Installation „Das imaginäre Haus Walter Benjamins“, die  2001 in der Galerie der Kunststiftung ausgestellt wurde.

Zu den Ausstellungen ist eine begleitende Publikation mit einem umfangreichen Abbildungsteil, Gesprächen mit Eva und Lothar C. Poll über die Kunststiftung Poll sowie zwischen Ralf Kerbach und Eckhart J. Gillen über die Berliner Kunstszenen der 1980er Jahre und einem Text von Jan Schüler u. a. erschienen. Der Anhang enthält eine Übersicht sämtlicher Ausstellungen und Veröffentlichungen der Kunststiftung. (POLLeditionen, ISBN 978-3-931759-39-1, Preis 25 Euro)

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