DRACHENMUSTER. Ralf Kerbach. Malerei und Zeichnung

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Weltinnenraum hieß Ralf Kerbachs große Einzelausstellung der Städtischen Galerie Dresden mit Schwerpunkt auf Malerei der 80er und 90er Jahre in diesem Frühjahr. Drachenmuster nennt er jetzt seine Auswahl aktueller Arbeiten in der Galerie Poll. Beide Titel reflektieren den Lebensweg des Künstlers zwischen Ost und West, markieren zugleich gesellschaftliche Umbrüche.

Drachenmuster bezeichnet ein Meissner Porzellan-Dekor. Es erinnert den Künstler an Heimat, Herkunft, Flucht, Unterwegssein und die Zerstörung von Lebensräumen. All das sind Themen und Motive, die Kerbachs jetzt ausgestellte Arbeiten geprägt haben.

Rad, entstanden 2009, zeigt einen Mann, der zwei prall gefüllte Säcke mit sich trägt. Eine alte Frau winkt zum Abschied. Auch die Katze muss zurückbleiben. Das riesige Speichenrad eines Leiterwagens schwebt über der Szene. Mit dem Gemälde spielt der Maler, der 1982 die DDR verließ, auf seine persönliche Geschichte an, verweist aber auch auf jene Flüchtlinge, die derzeit nach Europa kommen. In Bildern wie Löscher oder Das brennende Haus, alle aus dem Jahr 2008, versuchen Figuren im typischen Kerbach-Malstil ihre in Brand geratenen Häuser zu löschen. Mal ist das Gebäude gegenüber dem Menschen winzig klein, mal überragt es den Feuerlöscher.

Auf Ralf Kerbachs jüngsten Gemälden aus dem Jahr 2015 steht leuchtend am Himmel der Mond. Es ist Nacht. Straße gewährt einen Blick in eine Gasse, bevölkert von ungewöhnlichen Gestalten, etwa einem Stelzenläufer, im Vordergrund steht ein Pferd. Das wirkt skurril, und dennoch meint man, diesen Typen schon einmal irgendwo begegnet zu sein. Spuk zeigt eine Reihe karnevalesk verkleideter Menschen. Inspiriert von einer Theatergruppe, deren Mitglieder nachts in die Rollen von August dem Starken und anderen historischen Figuren der Elbestadt schlüpfen, muten sie gespenstisch an und lassen an Ensors maskenhafte Wesen denken. In beiden Bildern hat der Maler seine sonst bevorzugt tonige, grau-braune Farbpalette durch kontrastreiche, aus der Bildtiefe leuchtende Blau-, Violett-, Grün- und Gelbtöne ersetzt. Der Farbauftrag, sonst meist deckend und pastos, ist in beiden Gemälden transparent und mit feinem Pinselstrich gearbeitet.

Neben den großformatigen Leinwandarbeiten zeigt die Galerie Poll kleine Ölskizzen und Zeichnungen: Selbstbildnisse, Porträtstudien der Frau des Künstlers, Interieurs mit Katze, Küchenstillleben oder Szenen aus dem Zug, mit dem Ralf Kerbach regelmäßig zwischen der Kunstakademie Dresden, wo er Malerei und Grafik lehrt, und seinem Wohnhaus in Biesenthal bei Berlin pendelt. Präsentiert sind diese Arbeiten in Petersburger Hängung wie in Kerbachs Atelier an der traditionsreichen Dresdner Hochschule. So holen sie ein Stück aus dem Arbeitsumfeld des Künstlers in die Galerie.

Ralf Kerbach, geboren 1956 in Dresden, studierte von 1977 bis 1979 an der Hochschule für Bildende Künste seiner Geburtsstadt bei Prof. Gerhard Kettner, bis man ihn zur Exmatrikulation drängte. 1982 siedelte er nach West-Berlin über. 1986/87 erhielt er ein Stipendium in Olevano und verbrachte ein Jahr später längere Zeit in Paris. Bis 1990 lebte und arbeitete er in Dio-et-Valquières bei Montpellier. 1991 reiste er als Stipendiat der Deutsch-Brasilianischen Sommerakademie nach João Pessoa/Paraíba, Brasilien. Seit 1992 ist er Professor für Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Ralf Kerbach lebt und arbeitet in Biesenthal bei Berlin und in Dresden. Werke befinden sich in wichtigen privaten und öffentlichen Sammlungen, unter anderen in der Berlinischen Galerie, den Staatlichen Gemäldesammlungen Dresden und im Museum der bildenden Künste Leipzig.

Galerie Poll
Gipsstraße 3 (Ecke Auguststraße)
10119 Berlin
Germany
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http://www.poll-berlin.de

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Weltinnenraum hieß Ralf Kerbachs große Einzelausstellung der Städtischen Galerie Dresden mit Schwerpunkt auf Malerei der 80er und 90er Jahre in diesem Frühjahr. Drachenmuster nennt er jetzt seine Auswahl aktueller Arbeiten in der Galerie Poll. Beide Titel reflektieren den Lebensweg des Künstlers zwischen Ost und West, markieren zugleich gesellschaftliche Umbrüche.

Drachenmuster bezeichnet ein Meissner Porzellan-Dekor. Es erinnert den Künstler an Heimat, Herkunft, Flucht, Unterwegssein und die Zerstörung von Lebensräumen. All das sind Themen und Motive, die Kerbachs jetzt ausgestellte Arbeiten geprägt haben.

Rad, entstanden 2009, zeigt einen Mann, der zwei prall gefüllte Säcke mit sich trägt. Eine alte Frau winkt zum Abschied. Auch die Katze muss zurückbleiben. Das riesige Speichenrad eines Leiterwagens schwebt über der Szene. Mit dem Gemälde spielt der Maler, der 1982 die DDR verließ, auf seine persönliche Geschichte an, verweist aber auch auf jene Flüchtlinge, die derzeit nach Europa kommen. In Bildern wie Löscher oder Das brennende Haus, alle aus dem Jahr 2008, versuchen Figuren im typischen Kerbach-Malstil ihre in Brand geratenen Häuser zu löschen. Mal ist das Gebäude gegenüber dem Menschen winzig klein, mal überragt es den Feuerlöscher.

Auf Ralf Kerbachs jüngsten Gemälden aus dem Jahr 2015 steht leuchtend am Himmel der Mond. Es ist Nacht. Straße gewährt einen Blick in eine Gasse, bevölkert von ungewöhnlichen Gestalten, etwa einem Stelzenläufer, im Vordergrund steht ein Pferd. Das wirkt skurril, und dennoch meint man, diesen Typen schon einmal irgendwo begegnet zu sein. Spuk zeigt eine Reihe karnevalesk verkleideter Menschen. Inspiriert von einer Theatergruppe, deren Mitglieder nachts in die Rollen von August dem Starken und anderen historischen Figuren der Elbestadt schlüpfen, muten sie gespenstisch an und lassen an Ensors maskenhafte Wesen denken. In beiden Bildern hat der Maler seine sonst bevorzugt tonige, grau-braune Farbpalette durch kontrastreiche, aus der Bildtiefe leuchtende Blau-, Violett-, Grün- und Gelbtöne ersetzt. Der Farbauftrag, sonst meist deckend und pastos, ist in beiden Gemälden transparent und mit feinem Pinselstrich gearbeitet.

Neben den großformatigen Leinwandarbeiten zeigt die Galerie Poll kleine Ölskizzen und Zeichnungen: Selbstbildnisse, Porträtstudien der Frau des Künstlers, Interieurs mit Katze, Küchenstillleben oder Szenen aus dem Zug, mit dem Ralf Kerbach regelmäßig zwischen der Kunstakademie Dresden, wo er Malerei und Grafik lehrt, und seinem Wohnhaus in Biesenthal bei Berlin pendelt. Präsentiert sind diese Arbeiten in Petersburger Hängung wie in Kerbachs Atelier an der traditionsreichen Dresdner Hochschule. So holen sie ein Stück aus dem Arbeitsumfeld des Künstlers in die Galerie.

Ralf Kerbach, geboren 1956 in Dresden, studierte von 1977 bis 1979 an der Hochschule für Bildende Künste seiner Geburtsstadt bei Prof. Gerhard Kettner, bis man ihn zur Exmatrikulation drängte. 1982 siedelte er nach West-Berlin über. 1986/87 erhielt er ein Stipendium in Olevano und verbrachte ein Jahr später längere Zeit in Paris. Bis 1990 lebte und arbeitete er in Dio-et-Valquières bei Montpellier. 1991 reiste er als Stipendiat der Deutsch-Brasilianischen Sommerakademie nach João Pessoa/Paraíba, Brasilien. Seit 1992 ist er Professor für Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Ralf Kerbach lebt und arbeitet in Biesenthal bei Berlin und in Dresden. Werke befinden sich in wichtigen privaten und öffentlichen Sammlungen, unter anderen in der Berlinischen Galerie, den Staatlichen Gemäldesammlungen Dresden und im Museum der bildenden Künste Leipzig.

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