Mit „auf und ab" präsentiert annex14 die erste Einzelausstellung von Sebastian Stumpf (*1980, DE) in der Schweiz. Mit seinen Video- und Fotoarbeiten erforscht der Künstler das Zusammenspiel von Körper und vorgefundener räumlicher Situation, von Inszenierung und Authentizität. Gleichzeitig wirft er damit einen medien- und urbanismuskritischen Blick auf unsere Gegenwart.
Bei den Video- und Fotoarbeiten handelt es sich um eine Art absurd-humorvolle „Einpersonen-Eingesten" - Stücke, die durch die loopartige Präsentation oder als fixierter Moment ein genaues Beobachten der Handlung und des Ortes provozieren. Der übergrosse Mensch auf dem Zierbaum irritiert und zeigt die von den Stadtbehörden angestrebte Idylle als widersprüchliches Terrain. Auch die sorgfältig angelegte Baumscheibe unterläuft den unbeschwerten aesthetischen Genuss, verweist sie doch auf eine verwaltete und kontrollierte Natur.
Sebastian Stumpfs Interesse gilt aber ebenso der gebauten Stadt, den urbanen Betonlandschaften. Inspiriert von der „Le Parkour"-Bewegung, die sich solche Räume mit spielerisch-körperlichen Methoden individuell aneignet, hat er eigene Szenarien entwickelt. Diese zeichnet er mit Video oder Fotografie auf. So sieht man ihn, wie er sich im letzten Augenblick unter automatisch schliessenden Toren privater Tiefgaragen hindurchrollt oder wie er Anlauf nimmt, um in ein Haifischmaul zu springen. Dabei entstehen perfekt inszenierte, actionmässige und mit Spannung aufgeladene Bilder, die den Fokus von der individuellen Erfahrung rasch auf medienimmanente Themen verschieben
Die Frage nach der Rolle des Publikums als Voyeur und als Komplize stellt sich unweigerlich, wenn es beim Betrachten genau den Kamerastandort einnimmt. Ebenso brisant ist die Frage nach der Authentizität eines Ereignisses, wenn die gleiche Handlung an verschiedenen, funktional aber identischen Orten wiederholt wird. Bei anderen Arbeiten, etwa dem Sprung ins Kellerloch, die passgenau am Drehort projiziert werden, verschmelzen virtueller und realer Raum zu einem einzigen Bild. Dieses Bild treibt die Wahrnehmung an die Grenzen ihres Unterscheidungsvermögens und spielt so mit der alltäglichen medialen Verwischung von Realität und Fiktion, Inszenierung und Dokumentation.