Moritz Götze - Schönheit und Untergang - Malerei, Emaillen, Zeichnungen und Objekte

(Saturday) (Sunday)

Eröffnung mit dem Künstler am Samstag, 28. Juni 2014 um 21 Uhr

 

Auf antike Ruinen gelagert, von einem Plaid bedeckt, mit Hut, nach rechts schauend, lagert Johann Wolfgang von Goethe inkognito auf antiken Ruinen in der Campagna und läßt sich von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein porträtieren. Portraits im Lümmeln waren 1786 groß in Mode, Tischbein wußte das, es hatte unter anderem mit dem Klassizismus zu tun. Dieser Stil fühlte sich der Antike verpflichtet, und in Griechenland wie später auch in Rom speiste man liegend, auf dem Speisebett, dem lectus triclinaris. Laissez-faire war andererseits aristokratisch, bereits im Rokoko wurde herumgelegen, wie man bei Fragonard, Bouchet oder Gainsborough in Augenschein nehmen kann. Goethe brachte es also auf den Punkt, er kam mit seinem lässigen Porträt nicht zu früh und nicht zu spät. So entstehen Klassiker.

Inmitten antiker Ruinen räkelt sich auch eine von Moritz Götze gemalte Blondine in einem knappen rotgestreiften Sommerkleid. Im heiteren Himmel über ihr ist „SCHÖN“ zu lesen, gesetzt in Antiqua-Versalien. Der volle, im Katalog nicht wiedergegebenen Titel des Bildes lautet „Schön IV. Das Ende der Antike“. Ein Hinweis darauf, daß es Vorläufer gegeben haben muß. In der Tat. „Schön I“ stellt die schon bekannte Blondine im Rotgestreiften inmitten der Ruinen von Speers „Germania“ dar, das Wort „SCHÖN“ in gotische Fraktur gesetzt. Ein Jahr später verläßt „Schön II“ das Atelier, nämliche Dame, diesmal grün-rot punktiert und unter braver Schreibschrift in den Ruinen von Honeckers und Ulbrichts Ostberlin inszeniert. „Schön III“ wiederum stellt eine lässige Langbeinige in den Trümmern der Bonner Republik dar, den Schriftzug als Graffiti-Tag ausgeführt.

 

Götzes Reihe impliziert neben der klassizistischen Wehmut des „et in arcadia ego“ wie sie aus Tischbeins Goethe spricht, das ähnliche, aber radikalere christliche Vanitas-Motiv, die Erkenntnis von der Endlichkeit der Dinge und der Müßigkeit aller Vorspiegelungen. Zugleich aber birgt es eine kraftvolle Umkehr zum Optimismus – Schönheit ist ewig, es gibt sie immer wieder und überall, die jungen Frauen in ihren schönen Kleidern und ihrer von Generation zu Generation vererbten Unbekümmertheit.

Schon zeitig entwickelte der Hallenser Künstler eine eigene Bildsprache. Adaptionen vorgefundener Gegenstände und Kunstwerke, Einflüsse aus Popart, Comic und mittelalterlicher Buchillustration verdichtete er zu einer eigenen Stilrichtung, die er später „Deutscher Pop“ nannte. Zahlreiche Künstler entwickelten diese Anregungen im eigenen Werk weiter, so Neo Rauch, der um 1990 gemeinsam mit Moritz Götze in der Leipziger „Galerie am Kraftwerk“ ausstellte.

Galerie Rothamel Erfurt
Kleine Arche 1A
99084 Erfurt
Germany
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http://www.rothamel.de

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Eröffnung mit dem Künstler am Samstag, 28. Juni 2014 um 21 Uhr

 

Auf antike Ruinen gelagert, von einem Plaid bedeckt, mit Hut, nach rechts schauend, lagert Johann Wolfgang von Goethe inkognito auf antiken Ruinen in der Campagna und läßt sich von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein porträtieren. Portraits im Lümmeln waren 1786 groß in Mode, Tischbein wußte das, es hatte unter anderem mit dem Klassizismus zu tun. Dieser Stil fühlte sich der Antike verpflichtet, und in Griechenland wie später auch in Rom speiste man liegend, auf dem Speisebett, dem lectus triclinaris. Laissez-faire war andererseits aristokratisch, bereits im Rokoko wurde herumgelegen, wie man bei Fragonard, Bouchet oder Gainsborough in Augenschein nehmen kann. Goethe brachte es also auf den Punkt, er kam mit seinem lässigen Porträt nicht zu früh und nicht zu spät. So entstehen Klassiker.

Inmitten antiker Ruinen räkelt sich auch eine von Moritz Götze gemalte Blondine in einem knappen rotgestreiften Sommerkleid. Im heiteren Himmel über ihr ist „SCHÖN“ zu lesen, gesetzt in Antiqua-Versalien. Der volle, im Katalog nicht wiedergegebenen Titel des Bildes lautet „Schön IV. Das Ende der Antike“. Ein Hinweis darauf, daß es Vorläufer gegeben haben muß. In der Tat. „Schön I“ stellt die schon bekannte Blondine im Rotgestreiften inmitten der Ruinen von Speers „Germania“ dar, das Wort „SCHÖN“ in gotische Fraktur gesetzt. Ein Jahr später verläßt „Schön II“ das Atelier, nämliche Dame, diesmal grün-rot punktiert und unter braver Schreibschrift in den Ruinen von Honeckers und Ulbrichts Ostberlin inszeniert. „Schön III“ wiederum stellt eine lässige Langbeinige in den Trümmern der Bonner Republik dar, den Schriftzug als Graffiti-Tag ausgeführt.

 

Götzes Reihe impliziert neben der klassizistischen Wehmut des „et in arcadia ego“ wie sie aus Tischbeins Goethe spricht, das ähnliche, aber radikalere christliche Vanitas-Motiv, die Erkenntnis von der Endlichkeit der Dinge und der Müßigkeit aller Vorspiegelungen. Zugleich aber birgt es eine kraftvolle Umkehr zum Optimismus – Schönheit ist ewig, es gibt sie immer wieder und überall, die jungen Frauen in ihren schönen Kleidern und ihrer von Generation zu Generation vererbten Unbekümmertheit.

Schon zeitig entwickelte der Hallenser Künstler eine eigene Bildsprache. Adaptionen vorgefundener Gegenstände und Kunstwerke, Einflüsse aus Popart, Comic und mittelalterlicher Buchillustration verdichtete er zu einer eigenen Stilrichtung, die er später „Deutscher Pop“ nannte. Zahlreiche Künstler entwickelten diese Anregungen im eigenen Werk weiter, so Neo Rauch, der um 1990 gemeinsam mit Moritz Götze in der Leipziger „Galerie am Kraftwerk“ ausstellte.

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